Senegalprojekt Redes

http://redes-ecovillages.org/

von Monika Dia-Schübel  Deutsche Botschafterin des Redes-Ecovillages Projektes für den Senegal

Im Sommer 2012 nahm ich in der Schweizer Schweibenalb, einer der ältesten Lebensgemeinschaften, an einem 7-Tage-Workshop von Global Ecovillage Network, kurz GEN teil. GEN ist die Vereinigung von weltweit mittlerweile 17 000 Ökodörfern. Es werden dort soziale, friedliche Gemeinschaften erprobt. Möglichkeiten vielfältiger und ökologischer Landwirtschaft werden erforscht und umgesetzt. Die Projekte sind in regionaler Selbstbestimmung und Selbstverantwortung aufgebaut, im gemeinsamen Miteinander und auch verbunden in großen Netzwerken. Jedes Ökodorf hat eine besondere Aufgabe, die es dann auch in Bildungsprogrammen veröffentlicht. https://ecovillage.org/global-ecovillage-network/about-gen/

Auf dem Workshop in der Schweibenalb https://www.schweibenalp.ch/ ging es um die Zerstörung des Kontinentes Afrika vorwiegend durch Ausbeutung der Rohstoffe, durch internationale Konzerne, korrupter Machthaber, die ihr Volk verkaufen, konsequenter Zerstörung von Flora und Fauna, eines einst wunderschönen ökologischen Kontinents. Über 400 internationale Menschen nahmen an diesem Kongress teil.

Mir fiel ganz besonders Ousmane Aly Pame, Hochschulprofessor von der Universität Dakar aus dem Senegal und Präsident der panafrikanischen Bewegung GEN afrique durch seine besonders charismatische Ausstrahlung von großer Kraft und geistiger Besonnenheit auf.

Aus dieser Begegnung entwickelte sich langsam über Jahre eine tiefverbundene Freundschaft und mir wurde dabei klar wie wichtig es ist, Afrika und die Menschen sinnvoll in ihrer Identität und ihrem Reichtum an kulturellen und menschlichen Werten zu unterstützen, die uns hier oftmals in unserem ausbeuterischen, übervorteilenden und ehrgeizigen Handeln einer Ellenbogengesellschaft fehlen. Wie soll ein Weltfrieden nur im Ansatz entstehen, wenn jeder nur an den eigenen Profit denkt auf Kosten, Existenz und Leben anderer?

„Die Journalistin Leila Dregger schrieb 2016 ein sehr passendes Portrait über Ousmane, dass ich aus dem Englischen übersetzt, etwas verkürzt und mit eigenen Worten wieder gebe.“
Ich sah ihn zum ersten Mal in der Mitte der Nacht, auf dem Weg zur GEN afrique Konferenz in Sekem, Ägypten. In einem Stau in Kairo hielt ein Wagen neben uns, voll von afrikanischen Männern. Im Gegensatz zu der müden Stimmung in unserem Auto, feierten sie und lachten. Mit einem lustigen Hut auf dem Kopf, schien ein Mann den Rest der Gruppe zu unterhalten. Erst später erfuhr ich, dass er ein politischer Führer ist, ein innovativer Visionär und einer der Schlüsselfiguren der Ökodorf Netzwerke, nicht nur im Senegal, sondern in ganz Afrika.

Ousmane wurde in Ndioum, einem kleinen Dorf im Norden des Senegal, an der Grenze des benachbarten Mauretanien geboren. In Wirklichkeit ist Nidoum nicht an einer Grenze, sondern im Herzen des alten Königreiches: Futa Toro. Seit seiner Kindheit im Dorf, galt Ousmane’s Leidenschaft immer, die Traditionen seiner Gemeinde und die Umwelt zu erhalten – trotz der Wunden des Kolonialismus. Ich fragte ihn, in welcher Art und Weise er immer noch diese Wunden wahrnimmt: –
Ousmane:… „Kolonialismus ist immer noch eine starke Realität in Afrika.  Wir haben ihre Sprachen, verwenden ihre Währungen, Kulturen und didaktische Materialien.  Unsere Länder Grenzen sind ein Erbe dieser kolonialen Vergangenheit.  Diese Grenzen  nehmen keine Berücksichtigung auf  unsere historischen Königreiche,  Kulturen, sozialen und politischen Organisationen, unsere ethnischen Gruppen.  Familien, Felder und Weiden sind unterteilt und durch diese künstlichen Grenzen getrennt. Diese Situationen führen heute noch zu Spannungen in unserem Bildungssystem , welches  ein koloniales Erbe ist. Es wird sich auf den Westen mehr konzentriert als auf unsere eigene  reiche Geschichte, auf Traditionen und Kulturen. Das ist ein ernstes Hindernis für unser sozioökonomischen take off.“

“ Vor über 70 Jahren war in diesem Bereich ein dichter Wald mit Löwen und Elefanten und vielen anderen Tieren und einer Vielfalt an Pflanzen. Heute ist mein Land trocken und verödet. Die Tiere sind ausgestorben.“
Was ist Ousmanes Definition eines Ökodorfes ?
„In wirklichen ecovillages, produzieren Menschen Reichtum ohne ihrem physischen und sozialen Umfeld zu schaden. Echte ecovillages verstärken eine  einfache und rationelle Lebensweise, in der Gier, Akkumulation und Ausbeutung von Menschen keinen Platz haben. Die größte Kraft in ecovillages ist nicht Geld oder High-Tech, aber die Macht der Gemeinschaft. Sobald eine Gemeinschaft  sich dessen bewusst ist und bereit zu handeln, werden alle Änderungen möglich werden. “

Ousmane wurde Professor für Übersetzung, Britische Kultur und Literatur. Im Jahr 2005 begann er als afrikanischer Literaturlehrer in einer amerikanischen Studie, ein Arbeitsprogramm im Ausland für die senegalesischen ecovillages.
Im August 2007 hatte ich die Gelegenheit  in einem Ökodorf , Auroville in  Indien,  ein Auge und mein Herz zu öffnen für neue Erfahrungen. Zurück in meinem Land, begann ich meine Gemeinde mit der Lehre des Ecovillage Design zu organisieren . “
Im Jahr 2009 wurde er zum Bürgermeister der berühmten Öko-Stadt Guédé Chantier. In dieser Funktion konnte er mehr als tausend Kindern der umgebenden Dörfern  die Möglichkeit geben   eine Schule in der Ökostadt zu besuchen.  Er organisierte, dass die Dorfbewohner den Zugang zu sauberem Wasser haben

Er hob das GEMEINSCHAFTS Bewusstsein über die Notwendigkeit, seine Traditionen und die der Umwelt zu bewahren.
„In zehn Jahren wird mein Dorf mehr Infrastruktur haben. Ein Gemeinschaftsradiostation, ein Center of Excellence, wo Permakultur, Bienenzucht und Fischzucht  gelehrt werden, und die Biogasproduktion. Ich hoffe, Guede als Ganzes wird sich zu einem Zentrum für Exzellenz entwickeln , wo Menschen aus verschiedenen Regionen von Senegal kommen um über Nachhaltigkeit, Ökodorf Design, Umweltschutz, Recycling von Kunststoffen, Architektur, afrikanische Geschichte und echte Lebensstile zu lernen. Ich hoffe, dass das Dorf einen erfolgreichen Übergang von der konventionellen auf die ökologische Landwirtschaft machen wird. “

Ousmane’s Vision für Senegal ist die Landflucht umzukehren. Statt, dass Dorfbewohner ihre Dörfer für Stadt Vororte verlassen, hofft er,  die Stadtbewohner verlassen die Städte für Dörfer, um zu sehen, wo sie mit der Natur wieder produktiv und lebendig leben.
Ousmane war einer der einflussreichsten Führer, der die senegalesische Regierung davon überzeugt hat, den Plan zu verabschieden,  jedes zweite Dorf im Land zu einem Ökodorf um zu wandeln – mit Hilfe von GEN.

„Ich glaube, dass GEN Ideale und die Philosophie, die Zukunft der Welt sein werden.  Ich bin der festen Überzeugung, dass dieser ganzheitliche Ansatz der Weg ist, lokale Kulturen und Weisheiten wieder zu beleben. “

Der erste Präsident des GEN Afrika zu sein, bedeutet ihm viel. „Gemeinsam mit allen Ratsmitgliedern und Partnern habe ich die Verantwortung zu entwickeln und die Struktur auf dem Kontinent zu stärken.

„Ich bin gesegnet mit einem internationalen engagiertem und erfahrenen Team und Pool von internationalen Partnern, die mit mir zusammen arbeiten. Ich bin  zuversichtlich, dass GEN Afrika ,  mehr als jede andere Organisation zur nachhaltigen Entwicklung des afrikanischen Kontinents beitragen wird. “

„Wir sind müde und erschöpft von all den Mitteln der internationalen Institutionen wie dem IWF und der Weltbank und der systematischen Plünderung der natürlichen Ressourcen durch westliche und asiatische Multis.  Afrika wird von den Afrikanern, oder gar nicht entwickelt werden. Unser Kontinent ist reich an natürlichen und menschlichen Ressourcen. Ich glaube, in   Afrika übernehmen ernsthafte Menschen die Führung und Verantwortung, die Welt zu retten!“

Was immer bleibt an freier Zeit, mag er in einem einfachen, ländlichen und warmen Lebensstil in seinem Dorf, vor allem mit seiner Familie zu genießen: seiner Frau  Aminata Sow und ihre drei Jungen: Amadou 17, Aly 14 und Abdoulaye 12.

„Einfachheit und die gemeinsame Nutzung sind die Wurzeln des Glücks „, sagt er.

Mittlerweile sind im Senegal 37 Ökodörfer in näherer Planung. Guide chantier, das Heimatdorf von Ousmane Pame ist das erste Vorzeigedorf. Es wird von Menschen aus aller Welt besucht .

Studenten von Universitäten aus den USA , Südamerika und Italien helfen beim Ausbau des Projektes. Förderer werden für die Projekte gesucht.

Agora-Vitae wird diese Projekte u.a. die Austausch-und Bildungsprogramme für  das senegalesische gemeinnützige Projekt Redes unterstützen.  http://redes-ecovillages.org/

Transkulturalität bedeutet, dass wir voneinander lernen und gemeinsam eine neue friedliche, wertschätzende Weltkultur gestalten ohne Raubbau ganzer Völker, Menschen, Tiere und Pflanzen, ohne Kriege und ohne das einer sich am anderen wahllos bereichert.

Der Mensch muss Mensch werden ohne Bestrafungs-und Gewaltsystemen in der Kindererziehung und im gegenseitigen Miteinander.  Jeder einzelne Mensch ist hierbei in seiner Verantwortung gefragt!

Foto´s Ousmane Pame